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Anleitung Bremssattel in Wagenfarbe? So habe ich es am BMW 1er E8x gemacht!

Hallo

Ich habe in den letzten Tagen meine Bremsanlage lackiert.
Da ich einen 135i fahre und dessen Anlage baugleich mit der Performance ist, habe ich mich für eine Umlackierung auf jene entschieden.
Ob das jetzt Sinn mach oder jedem gefällt sei dahingestellt. Für mich persönlich ist das Phönixgelb bei der Bremsanlage einfach das non plus ultra. Ein Austausch gegen die Performanceanlage ist meiner Meinung nach beim 135i total sinnfrei. Da ich eh der totale do it yourself Typ bin wollt ich das einfach selbst machen.
Ich möchte hier nun im Folgenden anhand der 135i Bremse beschreiben wie ich vorgegangen bin, und was benötigt wird. Mit dem Ergebnis hatte ich eigentlich selbst nicht gerechnet und bin von der Optik auf meinem Auto begeistert!

Beginnen wir zunächst mit dem Ausbau der Anlage. Hier ist eine Hebebühne von Vorteil. Ich habe eine Grube in der Garage und diese benutzt. Mit einem Wagenheber alleine geht das eventuell auch, hier sehe ich jedoch ein Problem beim Lösen bzw später Anziehen der Bremssattelschrauben. 
Vorne wie hinten sind die Sättel mit je zwei Schrauben befestigt. Vorne benötigt man eine 18er Nuss, hinten eine 16er.
Denkt daran vorne links und hinten rechts die Warnkontakte zu lösen.
Da ich die Bremsleitung nicht noch am anderen Ende lösen wollte (die darf man keinesfalls verdrehen!), habe ich sie am Sattel mit einem 14er Schlüssel gelöst und diesen quasi durch drehen von der Leitung geschraubt. Das ganze ist vor allem vorne (die Sättel sind nicht gerade Leichtgewichte...) etwas mühselig, ging aber ganz gut. Bedenkt hierbei: Es beginnt nach der Entnahme der Sättel gleich aus den Leitungen zu tropfen. Diese müssen solange verschlossen werden. Vorne habe ich etwas mit Durchmesser 3mm und hinten mit Durchmesser 4mm in den Schlauch gesteckt. Das hat gut dicht gehalten. Ich denke hier müsst ihr einfach schnell improvisieren.

Anschließend lag die Komplette Anlage vor mir:

Nun beginnt der mühselige Teil. Zunächst einmal werden die Sättel zerlegt. Das heißt Beläge sowie sämtliche Führungsbolzen entnehmen. Ich habe diese gleich beim Ausbau beschriftet, um die Anlage später genau so wie vorher montieren zu können. Ein Wechsel meiner Beläge war nicht notwendig, da diese fast neuwertig waren. Möchte man die Beläge ohnehin tauschen/ersetzen, entfällt das Beschriften natürlich.
Ziel war es die Kolben und Dichtungen montiert zu lassen und später nur entsprechend abzukleben. Diese ebenfalls zu entnehmen macht eigentlich nur bei Pulverbeschichtungen Sinn, da die Bremsen hier ohnehin nicht am Sandstrahlen vorbei kommen.
Nun werden die Bremssättel gereinigt. Ich habe dies mit einer Zahnbürste und Unmengen an Bremsenreiniger gemacht. Jetzt werden die originalen Sättel angeschliffen.

Warum habe ich die Sättel angeschliffen und nicht einfach Strahlen lassen?
Ich war der Meinung der originale Lack ist eigentlich die beste Haftgrundierung. Dies hat sich später auch so bestätigt.

Angeschliffen habe ich eigentlich nur mit Schleifpads. Das ist eine Art Fließ/Wolle, welches es in unterschiedlichen Körnungen zu kaufen gibt. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Mit dem Fließ kommt man eigentlich in jede noch so kleine Ecke. Zudem wird die Oberfläche grade so angeraut und man muss das Ganze nicht nass schleifen. Kleine Steinschläge habe ich etwas ausgeschliffen. Das geht je nach Größe entweder mit dem Fließ oder mit etwas Schleifpapier. Die Sättel waren anschließend vollkommen matt und sahen so aus:

Zeitaufwand hierfür: ca 6-8h für vorne und hinten. Das Tragen von Einweghandschuhen ist sehr zu empfehlen. Unfassbar was da ein Dreck in den Sätteln hängt. Die Arbeit an sich ist doch ehr als grenzwertig zu bezeichnen. Ich habe mir vom Anschleifen zwei dicke Blasen am Daumen geholt. Da muss man aber durch. Wer sowas macht muss ohnehin etwas irre sein...

Nun wurden die Sättel noch zwei mal mit Bremsenreiniger gesäubert. Die Fläche muss vorm Lackieren einfach absolut frei von Bremsstaubresten und Flüssigkeiten sein. Sonst fängt man von vorne an, wenn die Grundierung hochkommt. Gute Vorarbeit zahlt sich hier also aus!
Nun gehts ans Abkleben. Das macht ihr am besten mit geeignetem Klebeband. Die Stellen sind klar definierbar. Zum einen die Bremskolben samt Gummimanschetten zum anderen auch alle blanken Gleitflächen. Diese kann man am Sattel ganz gut erkennen, da sie eben blank und unlackiert sind. Die Innengewinde der Bremsleitung bzw der Entlüftungsschraube wurden von außen mit Klebeband abgeklebt. Die Gewinde und Bohrungen der Führungsbolzen wurden einfach mit den originalen Stiften und Schrauben verschlossen. Diese werden später durch neue ersetzt.

Jetzt müssen geeignete Halter gebastelt werden. Diese müssen recht robust sein, da die Bremsen sehr schwer sind. Ich hab vorne Alurohre mit einer Drahtbrücke genommen. Hinten habe ich wieder die Original Führungsbolzen eingebracht und dort den Draht befestigt. Oben an den Draht wurde je ein Haken gebogen, um die Bremsen für Zwischenarbeiten abnehmen zu können. Wie das Ganze gemacht wurde, seht ihr zum Teil auf den folgenden Bildern.

Nun kommen wir zum spannenden Teil: Farbe!

Zunächst werden die Sättel fein säuberlich an einem Robusten Seil aufgehängt. Anschließend großzügig mit Silikonentferner eingesprüht und mit Küchenpapier abgerieben. Hier gilt: keine Macht dem Fett. Die Teile müssen absolut sauber sein, sonst habt ihr nachher nur Ärger.
Bei der Grundierung habe ich mich für eine 1K Acrylgrundierung in grau aus der Dose entschieden. Diese war von Motip aus dem KFZ Zübehörhandel und wirklich hervorragend zu verarbeiten. Die Universalgrundierung aus dem Baumarkt empfehle ich euch nicht. Habe jetzt für eine 500ml Spraydose 6,50€ bezahlt und immer noch etwas übrig.

Aufgebracht wurden drei Schichten mit einer Ablüftzeit von ca. 10 Minuten Bei 30°C.
Hier das Ergebnis:

Sicherlich fragt sich der ein oder andere wie ich denn die 30°C bei 8°C Außentemperatur erreicht habe.
Deshalb ein kurzer Abstecher in meine improvisierte Lackierkabine. Grade Spraydosen vertragen niedrige Temperaturen überhaupt nicht. Deshalb habe ich einen 400V Heißlüfter in die Garage gestellt und voll aufgedreht. Parallel habe ich die Temperatur überwacht.

Man schwitzt so beim Lackieren zwar wie ein Schwein, dass Resultat ist aber einfach klasse. Grundierung und Lacke lüften super schnell ab und es kommt nicht zu Läufern oder gar Rissen.

Zu guter letzt ließ ich die Grundierung eine gute Stunde trocknen.

Jetzt kommt der Basislack! BMW 445 Phönixgelb Metallic. Diesen habe ich im Internet Spritzfertig bestellt. Er wurde vorm Versand frisch angemischt. Kostenpunkt für 0,5l Spritzfertigen Lack ca 22 Euro.

Man kann den Lack auch in Dosen abfüllen lassen. Die Kosten steigen aber deutlich. Eine Dose kostet hier ebenfalls um die 20 Euro, enthält aber nur 100ml Lack. Ich habe ca 150ml verwendet. Zwei Dosen müsst ihr rechnen, Kostenpunkt also um die 40 Euro. 

Ich habe mit einer SATA Minijet HLVP gespritzt. Düse 1mm bei ca. 2 bar.
Als Sprühform habe ich einen runden Spott eingestellt. So lassen sich die kleinen Ecken und Winkel besser erreichen.
Aufgetragen wurden zwei Schichten mit einer Ablüftzeit von 10 min. bei 30°C.

Der Lack ist nach dem Trocknen matt. Basislack muss Später unbedingt mit einem 2k Klarlack versiegelt werden. Der kann nämlich garnix ab und ist ungeschützt gegen nichts resistent.

Der Basislack war nach 1,5h trocken und bereit für den Schriftzug.
Hier nochmal ein großes Dankeschön an Daniel (Mr.Bofrost) hier aus dem Forum für das Anfertigen der Lackierschablonen. Der Radius der Schrift stimmte zwar nicht 100%, aber hey es ist Handarbeit und dafür, dass er nur mit Bildern gearbeitet hat war ich voll zufrieden.

Das Aufbringen der Aufkleber erforderte etwas Fingerspitzengefühl, ging aber soweit ganz gut. Rund um den Aufkleber wurde natürlich alles abgeklebt um den gelben Basiston nicht zu versauen.

Der Farbton der Schrift ist meinen Recherchen zufolge BMW A80 Ferricgrey. Gottseidank habe ich ja die Performancefelgen, diese sind innen mit entsprechendem Lackiert. Habe mir also im Baumarkt um die Ecke eine Dose Lack gekauft, die dem grau sehr nahe kommt.

Aufgetragen wurde das Ganze mit einer Airbrush-Pistole. Hier kann man schön sauber arbeiten und vermeidet unnötigen Lacknebel. Hat man sowas nicht zur Hand, kann man auch einmal fix mit der Dose drüber huschen. Hier sollte aber alles sorgfältigst abgeklebt werden.

Das Ergebnis sah dann wie folgt:

Jetzt der Klarlack:

Verwendet wurde hier ein 2K Klarlack der Firma Mipa, bez. CS85
Dieser wird im Verhältnis 2:1 mit dem Entsprechenden Härter und 10% 2k-Verdünnung vermischt. Kostenpunkt für 750ml Klarlack ca 25€.
Gespritzt wurde in zwei satten Schichten, ebenfalls mit 1,0mm Düse und 3bar. Mittlerweile hatte mein Heißgebläse den Geist aufgeben. Es war aber schon Nachmittag und ca. 22°C. Das ging also klar. Der Klarlack muss satt aufgetragen werden, sonst glänzt er nicht und zieht sich nicht glatt. Die zweite Schicht kann dann folgen, wenn der Klarlack bei vorsichtiger Berührung Spinnennetzartige Fäden zieht. Mir sind ein paar Nasen gelaufen. Das ist für mich aber nicht weiter schlimm, da diese alle auf der Rückseite der Bremse waren. Es gibt mittlerweile auch 2K-Klarlacksysteme aus der Dose, die man vorher aktivieren muss. Kostenpunkt je Dose aber auch um die 20 Euro. Ehrlich gesagt kann ich auch nichts zur Qualität oder Ähnlichem dieser Dosen sagen. 

Der Klarlack sollte mindestens 10h trocknen. Danach ist er nicht voll ausgehärtet, aber jedoch griff-und montagefest.

Anschließend habe ich noch die vorderen Sattelträger gesäubert und mit Aluspray behandelt. Einfach der Optik wegen...

Zum Schuss werden die Bremsen vom Klebeband befreit und mit neuen Führungsstiften und Spreizfedern zusammengebaut.

Die Montage der Bremsanlage läuft entsprechen rückwärts der Demontage ab. 
Ich habe bei allen wichtigen Schraubvebindungen Schraubenkleber mittelfest verwendet. Das macht einfach Sinn. Man möchte ja sicher unterwegs sein.

Zum Schluss muss das System noch entlüftet werden. Ich hatte mir hierzu ein pneumatisches Gerät bei eb** bestellt. Wollte soweit entlüften, dass ich vorsichtig zur Werkstatt fahren kann. Dort sollte dann ein Wechsel vorgenommen werden. Weit gefehlt. Das Entlüftungsgerät habe ich mittlerweile zum Teufel geschmissen. Gott sei Dank konnte ein Bekannter das Auto aufladen und zu sich in die Werkstatt schleppen. Dort wurde dann alles sicher und Fachmännisch entlüftet. Mir wurde gesagt bei so modernen Autos ist das alles nicht mehr so einfach. Das System und die Ventile müssen von Tester angesteuert werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Heute hat der Lack seinen ersten Härtetest mit Bravur bestanden. Ich hab die Bremsen auf der Landstraße und Autobahn ordentlich ranngenommen. Die Sättel wurden wirklich schweineheiß. Der Lack ist aber nach wie vor TipTop. Ich bin da sehr optimistisch.

Ich hoffe ich konnte dem ein oder anderen etwas helfen und hoffe ihr fandet meinen Bericht etwas hilfreich.
Eventuell macht es ja auch Sinn diesen anzupinnen.

Hier noch einige Bilder vom Resultat. Mir gefällts wirklich maga gut. Für mich hat sich die Arbeit und Mühe wirklich gelohnt.

Liebe Grüße Dominik

 

Diese Anleitung wurde uns von dem User Dominik92 aus dem 1erforum.de zur Verfügung gestellt.

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